Wer war Hugo Simon?


Hugo Simon wurde als Sohn des Lehrers Victor Simon und seiner Frau Sophie, geb. Jablowska, in Usch bei Schneidemühl (Ostmark; Kreis Kolmar/Posen) am 01. September 1880 geboren.

 

Nach einer landwirtschaftlichen Ausbildung besuchte er eine höhere Schule. Danach absolvierte er eine Banklehre in Hessen. Von dort ging er 1911 nach Berlin und heiratete kurz darauf seine Frau Gertrud, geb. Oswald. Die Töchter Ursula und Anette kamen 1911 und 1917 zur Welt. Die Familie wohnte in Berlin-Zehlendorf. Er war Mitgründer der Privatbank Carsch, Simon & Co. und ab 1911 Mitinhaber und Seniorchef des Bankhauses Bett, Simon & Co..

 

1916 war Hugo Simon Gründungsmitglied der pazifistischen Vereinigung Bund Neues Vaterland. Gleichzeitig war er als Soldat in Crossen an der Oder stationiert. Nach Kriegsende wurde Hugo Simon als Mitglied der USPD gemeinsam mit Albert Südekum für kurze Zeit erster Finanzminister in Preußen. Diese Phase seines Lebens wird in dem Roman “November 1918“ von Alfred Döblin ausführlich dargestellt.

 

Als engagierter Kunstmäzen nahm er in der Weimarer Republik, als Mitglied der Ankaufkommission, Einfluss auf die Erwerbspolitik der Berliner Nationalgalerie. Er war Aufsichtsratsmitglied im S. Fischer Verlag und im Ullstein Verlag. Als Privatbankier führte er die Finanzgeschäfte des Kunsthändlers und Verlegers Paul Cassirer und kümmerte sich auch um die Finanzen der SPD.

Simon (links)
Simon (links)

1919 kaufte Hugo Simon das ehemalige Ausflugslokal „Schweizerhaus“ in Seelow. Er errichtete hier ein landwirtschaftliches Mustergut für Vieh- und Geflügelzucht sowie Obst- und Gemüseanbau.

 

1923 ließ er durch den Architekten Ernst Rossius-Rhyn das Gartenhaus, ein Nachbau des Weimarer Goethe-Gartenhauses, auf dem Areal Schweizerhaus errichten.

 

1924 erwarben Hugo und Gertrud Simon eine große Villa in der Drakestraße im Berliner Tiergartenviertel. Hier trafen sich wöchentlich Politiker, Künstler, Wissenschaftler und Schriftsteller zu lebhaften Diskussionen.

 

Ein leidenschaftlicher Pazifist ist Hugo Simon gewesen, sensibel, nachdenklich, zuweilen träumerisch und auf der Suche nach Stille und innerer Geborgenheit. Er war bereit, sich kämpferisch für seine Ideale einzusetzen, er engagierte sich aktiv in politischen und sozialen Bereichen.

Simon war Mitglied der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und arbeitete u. a. zusammen mit Prof. Erwin Baur, Direktor an dem von der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft betriebenen Institut für Züchtungsforschung in Müncheberg.

 

Anfang 1933 musste Hugo Simon fliehen, um einer Verhaftung durch die Gestapo zu entgehen. Er nahm vom Schweizerhaus Abschied, ahnend, dass er es nie wieder betreten sollte. Sämtliches Inventar, Wäsche, Möbel und auch wertvolle Kunstwerke blieben im Haus zurück. Der gesamte Besitz wurde von den nationalsozialistischen Finanzbehörden am 9. Oktober 1933 konfisziert. Hugo Simon emigrierte mit seiner Frau Gertrud und Tochter Annette über die Schweiz nach Frankreich. Sie gingen zunächst nach Nizza, wo seine Tochter Ursula mit ihrem Mann, dem Bildhauer Wolf Demeter, seit vielen Jahren lebte.

 

1934 gründete Simon dann in Paris eine neue Privatbank und unterstützte die Demokratische Flüchtlingshilfe. Er finanzierte darüber hinaus das deutschsprachige Pariser Tageblatt (später Pariser Tageszeitung), die Zeitung für deutsche Exilanten.

 

Kurz bevor Paris und große Teilen Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht besetzt wurden, gelang den Simons im Juni 1940 die Flucht nach Marseille. Mit tschechischen Pässen unter den Decknamen „Hubert und Garina Studenic“ konnten Hugo und Gertrud gemeinsam mit Annette, Ursula und Wolf Demeter im Februar 1941 über Spanien und Portugal nach Brasilien ausreisen.

 

Anfangs wohnte die Familie in Rio de Janeiro, später zog sie dann nach Barbacena im Bundesstaat Minas Gerais, wo Hugo Simon seinen Lebenstraum verwirklichen konnte, das Studium der Seidenraupenzucht.

 

 

Hugo Simon starb am 01. Juli 1950 in Sao Paulo.